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Naiki Maureen Eidinger

Roan zieht ein

Aktualisiert: 5. Feb. 2022

Abends spät lag ich auf meinem Bett und schaute mir verschiedene Tierheime auf dem Handy an. Schon als ich noch klein war, wollte ich Tiere retten und da gehörte der Wunsch einmal einen Hund aus einer schwierigen Situation zu holen und bei mir aufzunehmen dazu. Ich wusste aber nicht viel über Hunde und hatte auch kaum Kontakt zu ihnen gehabt, was mich komischerweise überhaupt nicht aus der Ruhe gebracht hat. Doch wenn ich etwas wirklich möchte, dann gibt es kaum eine Gewalt die mich davon abhalten kann und schon gar nicht die Vernunft. So sah ich mir weitere Tierheime an und da kam ein Bild von Roan. Ich sah dieses Bild und wusste, dass dies mein Hund sein würde. Dieses Gefühl kann man nicht beschreiben, weil es keine rationale Entscheidung war. So bin ich auch zu meiner Katze gekommen die ich als Kind hatte. Er sah auf dem Bild nicht einfach süss aus. Man sah ihm auch den "Lausbub" und den "Dickschädel" an. Ich wollte einen Charakterstarken Hund, der mir die Stirn bieten kann. Dinge die für mich eine grosse Herausforderung darstellen, sind mir am sympathischsten. So habe ich mir mit meinen vierundzwanzig Jahren auf dieser Erde schon einen riesen Haufen an Erfahrung zusammen gebündelt.

Am nächsten Tag sprach ich meinen Partner darauf an und auch er spürte, dass er mich von dieser Idee nicht mehr abbringen konnte und willigte ein, dass Roan (damals noch Eliot) bei uns einziehen kann. Etwa eine Stude später hatte ich mit dem Tierheim, dass übrigens in der Slowakei ist, schon alles abgesprochen. Wir mussten nicht dahin fahren, denn sie kamen zu uns in die Schweiz. Da er doch schon sechs Monate alt war, wollte das Tierheim, dass er möglichst schnell zu uns kommt. Also entschieden sie sich, dass sie ihn in zwei Wochen bringen würden. Dann kamen wir doch etwas in schwitzen. Ich versuchte so viel wie möglich über Hunde zu lernen und sah mir jeden Tag ein bis zwei Stunden Videos über die Erziehung, die Rasse (Australian shepherd), Hunde, Umgang etc. an. Je grösser mein Wissen wurde, desto selbstsicherer wurde ich. So gab es auch platz für viel Vorfreude. Über whatsapp blieb ich mit dem Tierheim in Kontakt. Es kam mir sehr professionell vor. Sie sagten mir, er wäre sehr gut sozialisiert, er sei stubenrein und kenne scheinbar schon sehr viele Dinge. Für den Transport hätten sie eine Hundebox die er kenne. Sie fanden seine Mutter Schwanger und allein auf der Strasse, wahrscheinlich der Schwangerschaft wegen ausgesetzt.


Dann kam der besagte Tag und es klingelte um etwa elf Uhr an der Tür. Ich fühlte mich als wäre es Weihnachten und dazu kam, dass ich würde diesen kleinen knirps jetzt retten würde. Ich ging nach draussen und da standen zwei Männer vor einem Sprinter die leider weder deutsch noch englisch sprachen. Er lief nach hinten und öffnete die beiden grossen Türen. Ich tapste ihm fröhlich hinterher.

Als ich dieses Bild sah, wollte ich den Mann am liebsten sofort der Polizei melden. Da lagen acht Hunde ohne Boxen, ohne Wasser auf etwas Stroh und alles war voller exkremente. Er stieg hinein, nahm Roan unter den Arm und lief mir hinterher in die Wohnung. Ich war so baff, dass ich gar nicht wusste, wie ich reagieren sollte. Er stand in meine Wohnung, liess den Hund achtlos fallen und drückte mir eine Mappe mit Papieren in die Hand. Dann ging er ohne sich zu verabschieden. Wir hatten direkt neben der Eingangstür einen Spiegel und Roan sah sich gerade zum ersten Mal selbst. Bevor ich reagieren konnte, hämmerte er seinen Kopf immer wieder dagegen. Schnell nahm ich ihn zur Seite und hängte den Spiegel ab. Ich dachte mir, dass ich nicht nur einen Hund gerettet habe, sondern auch diese Organisation unterstützt habe, die so schlecht mit Tieren umging. Doch ihn dorthin zurückgeben würde ich nur über meine Leiche. Also beschloss ich, jetzt trotz meines Fehlers einfach weiterzumachen und liess es mir eine Lehre und Vergangenheit sein.


Roan war aber ziemlich neugierig und schaute sich die Wohnung ganz genau an. In der Zwischenzeit setzte ich mich auf den Boden und sah mir die Dokumente an, die der Mann mir gab. Ich verglich den Lieferschein (diese Bezeichnung stand so und kommt nicht von mir) und den Pass. Auf dem Lieferschein stand, die Fahrt dauert zweiundzwanzig Stunden, doch im Pass stand, dass sie bereits vor fünf Tagen das Land verliessen. Fünf Tage war er in diesem Auto und genau so viele Schüsseln Wasser hat er auch getrunken als er ankam. Mich schauert es heute noch, wenn ich daran denke. So möchte ich an euch apellieren, dass man mir diesen Fehler nicht nachmacht und sich besser informiert.


Mein Partner kam dann nachhause um Mittag zu essen und um unser neues Familienmitglied zu begrüssen. Roan wurde scheu und ängstlich als M. da war. So machte er das erste von vielen malen rein. Doch er lag sich zu uns, denn alleine wollte er nicht sein. Als der Tumult vorbei war, wollte ich ihm ein Halsband anziehen um in den Garten zu gehen doch er bekam panische Angst, wenn er es anhatte. Da wurde mir klar, dass er dies gar nicht kennt und noch nie eines getragen hat. Als mir bewusst wurde, dass er wahrscheinlich sieben Monate in einem zwinger gesessen hat, wollte ich das Tierheim am liebsten schon wieder bei der Polizei melden. Meine Wut liess sich nicht in Worte fassen. Doch wir schafften es auch ohne Leine und Halsband in den Garten, denn er folgte mir auf Schritt und Tritt. Später striegelte ich ihn, denn es hing immer noch Stroh in seinem Fell und verfilzte Stellen hatte er auch. Dies war ab da für die ersten Wochen seine Lieblingsbeschäftigung und ist es auch heute noch. Am ende des Tages kann ich ihn etwas Striegeln und dann schläft er ein. Abends machten wir den Fernseher noch etwas an und Roan rannte dagegen, schaute immer dahinter um die herkunft der Geräusche zu ermitteln. Die Box machte ihm panische Angst und wir mussten auf alles was ihn "einengt" verzichten. Die schlechten Erfahrungen stehen auch dort fest. Doch das Wissen, dass ich über die Videos gesammelt hatte, half mir den Start relativ gut zu meistern und ihm die Sicherheit zu vermitteln, die er auch dringend brauchte. Er war die erste Woche sehr scheu und hätte auch niemals Markiert beim spazieren. Doch dies ist ein "normales" Verhalten. Es geht uns, wenn wir an einen neuen Ort kommen doch auch so, dass wir eine Zeit brauchen bis wir uns öffnen. Unsere Vermieter wohnen auch hier im Haus und den Garten teilen wir uns. Roan hatte sogar zuviel Angst um in ihre Nähe zu gehen. Doch schon nach wenigen Wochen begann er zu den Menschen hinzugehen, den Garten und die Umgebung zu erkunden. Auch mal wild zu spielen und frech zu sein. Wir wussten, noch nicht alle Traumas waren vergessen und vor uns lag noch viel Arbeit, grade Männer waren ein grosses Thema, denn vor ihnen hatte Roan richtig Angst. Doch wir sahen ihn Schritt für Schritt aufblühen und sein Leben begann ihm Spass zu machen. Nichts hätte uns glücklicher machen können und so waren wir motiviert um all die Probleme und Traumas anzupacken.


Ein Hund zieht ein. Die Erstausstattung:

- Bett/ Korb/ Matratze

- Box

- Etwas zum Kauen zb. Wurzel, Rinderkopfhaut etc. (Kaffeebaumwurzel eignet sich gut)

- Halsband, Geschirr, Leine, bei Bedarf Schleppleine

- Spiele (Kuscheltier, Kong etc. )

- Bei Welpen: Matten, viel Cewa und Essigreiniger

- Box oder Gurt fürs Auto (Kann auch die Box aus der Wohnung verwendet werden)

- Futter und Wassernapf

- Striegel/ Bürste

- Klicker

- Futterbeutel (Leckerlietasche) für den Spatziergang


Zu beachten:

- Am Anfang ist es für die Bindung und Sicherheit sinnvoll wenn der Hund im Schlafzimmer Schläft. (Nicht im Bett sondern in der Box, im Körbchen etc.)

- Das Boxentraining ist am Anfang wichtig, damit der Hund einen Rückzugsort hat.

- Wenn der Hund die ersten paar Nächte weint ist es okei, denn er ist alleine an einem neuen Ort. Gebt ihm die nötige Sicherheit.

- Ich empfehle im verlauf der ersten zwei Wochen einmal zum Tierarzt zu fahren damit der Welpe das 1. kennenlernt und 2. Damit ihr sicher seit, dass alles okei ist.



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